Frisch getrennt? Was jetzt zu beachten ist

Das Trennungsjahr beginnt genau jetzt und die offenen Fragen gehen von räumlicher Trennung und Immobilien über Kinder bis hin zum Unterhalt.

Wer sich und seinem Partner eine gütliche Trennung und damit einen positiveren Start in das Leben danach ermöglichen will, sollte sich die Zeit nehmen und möglichst gemeinsam und mit einem Mediator die Trennungsfolgenvereinbarung erarbeiten. Dies ist nicht nur finanziell vorteilhafter gegenüber zwei separaten Anwälten, sondern auch menschlich ist es hilfreich, gemeinsam mit einem geschulten Schlichter an einem Tisch zu sitzen und diese Themen zu klären.

Nach einer Trennung ist sachliche Kommunikation oft schwierig

Vieles ist noch mit den alten Streitthemen aufgeladen und ein konstruktives Gespräch ist für beide häufig nicht möglich. So erfährt man wenig darüber, wie und worum es dem Anderen eigentlich geht und unterstellt vielleicht Absichten, die so gar nicht bestehen. Diese Situation mit Fingerspitzengefühl umzuwandeln in gegenseitiges Verständnis ist die Aufgabe eines Mediators. Er bereitet letztlich auch das Dokument vor, das alle wesentlichen Punkte einvernehmlich klärt und beim Notar unterschrieben wird. Erst danach erfolgt die gerichtliche Scheidung.

Übrigens ist es nicht für jeden notwendig, sich scheiden zu lassen, man kann auch nach einer Trennung auf dem Papier verheiratet bleiben – doch auch in dieser Situation ist eine Trennungsfolgenvereinbarung sinnvoll.

Eine solche Vereinbarung sollte alle wesentlichen Punkte klären:

Zeitpunkt der Trennung

Für die Unterhaltsberechnung und den Scheidungszeitpunkt ist es wichtig, den genauen Zeitpunkt schriftlich festzuhalten.

Hausrat – Wem gehört was?

Über Dinge, die während der Ehe oder Partnerschaft gekauft worden oder die ihr geschenkt bekommen habt, solltet ihr euch am besten schriftlich einigen. Jeder hat Dinge, an denen er hängt und über die härter verhandelt werden, als über andere. Nutze die Trennung aber auch als Chance, dich von altem Ballast zu befreien! Daher vermeide Streit über Kleinkram und unwichtige Dinge, sondern lass´ los und freue dich über den neu gewonnenen Freiraum!

Kindesunterhalt

Ab dem Zeitpunkt der Trennung besteht Anspruch auf Kindesunterhalt. Die Höhe wird in der sog. Düsseldorfer Tabelle http://www.olg-duesseldorf.nrw.de/infos/Duesseldorfer_Tabelle/ festgelegt. Bei Klärungsbedarf brauchst du eigentlich keinen Anwalt, hier unterstützt dich das örtliche Jugendamt.

Umgangsrecht

Grundsätzlich hat eure Trennung nichts mit der Beziehung zu euren Kindern zu tun: Ihr bleibt immer gemeinsam die Eltern eurer Kinder.  

Damit eure Kinder möglichst gut mit der Trennung umgehen lernen, sollte es absolute Priorität haben, die Lösung zu finden, die für die Kinder am besten ist! Ermöglicht es den Kindern, weiterhin alle Familienangehörigen zu sehen, mit denen sie aufgewachsen sind. Die Kinder haben sich nicht für die Trennung entschieden, daher ist es eure Verantwortung als Eltern, ihnen ihre Beziehungen zu erhalten.

Es erleichtert umgekehrt auch euch die Trennung, wenn die Kinder so gut es geht, damit zurechtkommen.

Trennungsunterhalt

Wer weniger verdient, hat im Trennungsjahr Anspruch auf Trennungsunterhalt. Dieser muss schriftlich eingefordert werden. Die Berechnung ist jedoch oft nicht so einfach, wie es in Musterberechnungen scheint – hier sind häufig Mediatoren oder doch Anwälte notwendig.

Unbedingt wichtig ist, dass du vorab alle für die Berechnung wichtigen Unterlagen von euch beiden sammelst: Lohnabrechnungen der letzten 12 Monate, Rentenverträge, Immobilienverträge, Eheverträge, etc. Das erleichtert eine schnelle Berechnung und du hast schneller wieder finanzielle Klarheit.

Wohnrecht

Das ist ein besonders kniffeliger Punkt, da es nicht nur um Eigentum und Mietverträge, sondern auch darum geht, wer sein zu Hause und damit seine Sicherheitszone verlässt. Grundsätzlich können beide auch getrennt zusammen wohnen, für die weitere Entwicklung ist es aber hilfreich, schnellstmöglich getrennte Wohnverhältnisse zu schaffen. Notfalls könnte einer der Partner für eine Übergangszeit in einer WG oder bei Freunden einziehen, bis eine eigene neue Wohnung gefunden wurde. Räumlicher Abstand ist essentiell, um die Situation besser einordnen zu können und entspannt auch den Umgang miteinander.

Rechtliche Fragen zum Wohnrecht nach einer Trennung beantwortet bspw. die Seite Scheidung.de.

Erste Orientierungshilfe profamilia e.V.

Bei profamilia e.V. werden deutschlandweit familienrechtliche Beratungen angeboten, die in der ersten Phase nach einer Trennung (oder auch schon vorher) Orientierung bieten über alle Themen, die geregelt werden müssen. 

Sie stellen auch einen „Rechtsleitfaden für Betroffene in Trennungssituationen“ mit verschiedenen Mustervereinbarungen z.B. zur Unterhaltsforderung, zum Wohnrecht etc. und Beispielberechnungen zur Verfügung: https://www.profamilia.de/bundeslaender/hessen/beratungsstelle-marburg/beratungsangebot/trennungsberatung.html