In der Beziehung bleiben – für die Kinder?

Finanziell auf den Ex-Partner angewiesen zu sein, ohne zu wissen, wie zuverlässig dieser den Beitrag zum Lebensunterhalt zahlen wird. Freunde und Nachbarn, die schauen, wie sich die Kinder nach der Trennung allein mit der Mutter weiterentwickeln. Kollegen, die beobachten, ob sich die Trennung auf die Arbeitsqualität auswirkt. 

Um diesen unangenehmen Folgen zu entgehen, nehmen vor allem viele Mütter in Kauf, weiterhin ihre Funktion auf Kosten der eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Dauerhaft die Mehrarbeit im Haushalt zu leisten, für den eigenen Anspruch und das Selbstwertgefühl arbeiten zu gehen, meist in Teilzeit, um vom eigenen Geld weder jetzt noch später unabhängig leben zu können. Dazu kommt das Wissen, den Kindern gerade eine Beziehung vorzuleben, die man so selbst nie wollte.

Wann trennen sich Paare mit Kindern?

Wir alle sind in das Abenteuer mit Kindern mit der Vorstellung von der glücklichen Familie gestartet. Doch oft ändert sich nach der Geburt des Kindes die Rollenverteilung schleichend und irgendwann ist das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, das man in der Paarbeziehung noch hatte, in eine komplette Schieflage geraten.

Oft ist es dann sehr schwierig, die festgefahrenen Muster in den Beziehungen zu ändern. Noch aussichtsloser ist nach Jahren die Hoffnung, der Partner würde irgendwann erkennen, was schief läuft und sich selbst so ändern, dass die Beziehung wie durch ein Wunder so wird, wie man sie sich immer vorgestellt hat. Meist treffen dann Frauen die notwendigen Entscheidungen und gehen den entscheidenden Schritt, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Das passiert statistisch gesehen am häufigsten 3-4 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes. 

Sollte man wegen der Kinder zusammenbleiben?
eltern streit

Ein hilfreicher Gedanke ist, dass kein Kind später die Verantwortung dafür übernehmen möchte, dass seine Eltern wegen ihm jahrelang eine unglückliche Beziehung geführt haben.

Viele Frauen haben allerdings Angst vor der großen Veränderung und vor dem Gefühl der Schuld, wenn sie die Initiative zu einer Trennung ergreifen und die Kinder wegen ihnen zu Scheidungskindern werden. Vielleicht sind es auch Ängste davor, den gewohnten Lebensstandards zu verlieren und den Kindern nach einer Trennung nicht mehr all das bieten zu können, was bisher normal war. 

Die gute Nachricht ist, wir sind die erste Generation, in der Trennungen und Scheidungen gesellschaftlich akzeptiert sind. Und wir haben die Möglichkeit, uns gütlich mit dem Ex-Partner über die Folgen der Trennung, den finanziellen Ausgleich und den Umgang miteinander zu einigen.

Wie sehr leiden die Kinder unter der Beziehung ihrer Eltern?
kind traurig

Kinder leiden natürlich, wenn sich die Eltern trennen und ihr Leben sich radikal ändert.

Aber Kinder leiden auch, wenn die Eltern zusammenbleiben, obwohl es ihnen und damit auch den Kindern nicht mehr gut tut und sie jahrelang die in einer gescheiterten Beziehung zusammen lebenden Eltern aushalten müssen. Viele Kinder haben sehr feine Antennen und fühlen sich schuldig, weil vielleicht oft über Erziehung oder andere sie betreffende Themen gestritten wurde. Sie sind genauso die Leidtragenden eurer unglücklichen Beziehung, daher ist es für euren Nachwuchs oft eine Erleichterung, wenn die Eltern sich für einen Neuanfang entscheiden und eine einvernehmliche Lösung für alle finden möchten.

Damit haben auch die gemeinsamen Kinder die Chance die Trennung gut zu überstehen und ein positives eigenes Beziehungsverhalten zu entwickeln. Viele Kinder sind froh, wenn sich endlich die angespannte Stimmung zu Hause löst und die Eltern wieder entspannter werden. Entscheidend ist auch, wie du mit den Kindern über die Trennung sprichst.

Konflikte zwischen den Eltern sind nicht für die Ohren der Kinder bestimmt, die Kinder sollen nicht Partei ergreifen müssen oder zwischen den Eltern vermitteln. Trennungsprobleme können bei Familienberatungsstellen oder Mediatoren geklärt werden und haben mit unabhängigen Dritten auch die Chance, wirklich gelöst zu werden.

Belastet eure Kinder nicht mit euren Beziehungs- und Trennungsproblemen. So übernehmt ihr wirklich Verantwortung – zuerst einmal Schritt für Schritt wieder für euch selbst und schafft damit auch eine gute Basis für eure Kinder.

Sie wollen glückliche und entspannte Eltern und keine Kindheit geprägt von Streit und schlechter Laune.

Die Kinder sind auch nach der Trennung immer Teil beider Eltern
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Entscheidend ist für die Kinder, wie gut die Eltern nach der Trennung miteinander umgehen.

Wertschätzende Kommunikation ist hier das Zauberwort – das heißt, selbst bei ungelösten, inneren Paarkonflikten, den Kindern gegenüber positiv oder zumindest neutral über das andere Elternteil zu sprechen

Kinder sind immer Teil beider Eltern und wer den anderen abwertet, wertet damit auch sein eigenes Kind ab.

Wer hilft mir bei einer Trennung mit Kind?

Bei profamilia e.V. und der caritas werden deutschlandweit familienrechtliche Beratungen angeboten, die in der ersten Phase nach einer Trennung (oder auch schon vorher) Orientierung bieten über alle Themen, die geregelt werden müssen. 

Bei Themen wie dem Umgang mit den Kindern (Umgangsrecht) oder der Berechnung des Kindesunterhaltes nach der Düsseldorfer Tabelle unterstützen euch die kommunalen Jugendämter dabei, eine faire Lösung zu finden. Auf dem Familienportal des Bundesfamilienministeriums findest du Informationen und Leistungen für deine Lebenslage.

Eltern haben grundsätzlich ein gemeinsames Sorgerecht und auch eine Sorgepflicht. An oberster Stelle steht immer das Kindeswohl. Solltest du hier Bedenken haben und es Schwierigkeiten im Umgang mit dem ehemaligen Partner geben, entscheidet das Familiengericht über die elterliche Sorge.

Ist das Verhältnis zwischen dem Kind und dem anderem Elternteil gut, dann sollten sich beide verlässlich und ohne Bedingungen sehen können und euer Kind Kontakt zu allen vertretbaren Familienmitgliedern und vertrauten Personen halten dürfen. Lege schnellstmöglich Zeiten fest, in denen die Kinder beim anderen Elternteil sind oder suche dir bewusst Unterstützung in der Familie, bei Freunden oder Betreuungsangebote in eurem Ort. 

So erleichterst du euch allen den Neustart und gibst dir und den Kindern Stück für Stück die Möglichkeit nach der Trennung wieder glücklich zu werden.